Balintgruppen für Lehrerinnen und Lehrer
In wenigen Berufen spielen das zwischenmenschliche Beziehungsgeschehen und die unterschiedlichen Formen der Kommunikation eine so zentrale Rolle wie im Lehrberuf. Lehren und Lernen finden fast vollständig eingebettet in zwischenmenschlichenBeziehungen statt, die sich z.T. auch sehr schnell verändern können; deshalb muss das menschliche Gehirn ständig bewusst und auch unbewusst die Qualität der Beziehungsentfaltung evaluieren, um wenigstens annähernd effektiv darauf reagieren zu können.
Die neurobiologische Forschung hat inzwischen bestätigt, dass dieser Evaluationsprozess das neurobiologische - hormonelle System des menschlichen Körpers steuert und damit je nach Beziehungsgestaltung gesundheitsfördernde oder belastende Auswirkungen hat. Durch die zunehmend komplexeren Beziehungen, in denen Lehrkräfte mit Schülern, Eltern, Kollegen und Vorgesetzten stehen und durch die vielfältigen Rollen, die Lehrkräfte permanent ausfüllen müssen, entstehen für sie auch große physische und psychische Belastungen, die oft zu einem Burnout - Syndrom führen und nicht mehr von der Einzelperson verarbeitet und bewältigt werden können.
Unter diesen Umständen sind präventive Maßnahmen wie z.B. Balint - Arbeit für Lehrkräfte eine Möglichkeit, mit diesen Belastungen umzugehen und wieder Kraft und Selbstsicherheit für die vielfältigen Aufgaben ihres Berufes zu gewinnen.
Eine Balint-Gruppe setzt sich aus bis zu zwölf Lehrerinnen / Lehrern zusammen. Die Treffen finden in der Regel monatlich für zwei Stunden statt, wobei in der Gruppe die eigenen Beziehungen zu den oben genannten Personen ganz im Mittelpunkt stehen.
Jeder Teilnehmer sollte eine Begegnung mit einem Schüler / Eltern / Kollegen / Vorgesetzten, in der es zu belastenden Erlebnissen in der Beziehung gekommen ist, aus der Erinnerung spontan und ohne Aufzeichnungen beschreiben.
So kann bei den Zuhörern ein gefühlsnaher Eindruck von dem Vortragenden und den Personen, mit denen er in Beziehung steht, entstehen; diese Eindrücke, Gefühle, Assoziationen und Phantasien zu dem Gehörten werden anschließend in der Gruppe gesammelt und ermöglichen so dem Vortragenden eine neue Sichtweise in der Beziehungsdiagnose und erhellen eventuell "blinde Flecken", die eine solche Diagnose behindern oder sogar gänzlich blockieren.
Die gemeinsame Arbeit im Schonraum einer solchen außerschulischen Gruppe kann eine Basis sein, emotionale Authentizität und Selbstsicherheit, persönlichen Stil und auch Mut zu entwickeln, der es wiederum ermöglicht, die mit dem Beruf verbundenen vielfältigen zwischenmenschlichen Beziehungen effektiver und für alle Beteiligten befriedigender zu gestalten. Durch diese kollegiale Zusammenarbeit lernen die Gruppenmitglieder konstruktiv mit Kritik von den unterschiedlichsten Seiten umzugehen, ihr Gegenüber in seiner eigenen Persönlichkeit besser zu erfassen und damit Beziehungen auf eine neue Basis zu stellen.
Der Gedankenaustausch kann ebenfalls eine gesunde Trennung von Arbeit, Freizeit und Privatleben unterstützen und somit berufsbedingte Belastungen vermindern, die sonst langfristig eine tiefe Beeinträchtigung der eigenen Berufszufriedenheit mit sich bringen.
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